Malerei als Wahrnehmungsorgan
"Seine Einfùˆhlung in tiefere Schichten, in Wesenhaftes, ist der Versuch zu
verstehen. Das Begreifen findet in oder durch die Malerei statt."
Malerei ist fĂ¼r mich so nicht nur Ausdrucksmittel, sondern auch Werkzeug, um das was ich sehe besser zu begreifen. Dabei experimentiere ich mit unterschiedlichen Blicken und Herangehensweisen, die stark von den Themen und auch den Orten beeinflusst werden, an denen ich arbeite.
Meine Landschaftsarbeiten nehmen oft ihren Ausgang plein air in der Natur oder basieren auf Fotografien. Anfangs nähere ich mich dem Sujet mit einem fotografischen Blick. Doch im weiteren Bildentstehungsprozess mischen sich Elemente ein, die die körperliche Erfahrung einbringen. Landschaft ist fĂ¼r mich ein Raum, den ich körperlich erlebe – ein Raum, den ich durchwandere, begehe oder in Erinnerung durchschreite. In meinen Bildern verweben sich diese Erfahrungen in Rhythmen und körperlichen Blindzeichnungen, die den Bildaufbau komplex und vielschichtig machen. Oft beginne ich mit der Linie als Basis, die ich dann durch Farbe ergänze, um emotionale Akzente zu setzen. Dabei gibt es in jedem Prozess einen Moment, in dem ich nicht mehr allein gestalte, sondern in Zwiesprache mit dem Bild trete. Das Bild beginnt, Malaktionen einzufordern, und entwickelt sich so zu einer neuen Wirklichkeit.

Bei figĂ¼rlichen Arbeiten interessiert mich weniger der fotografische Blick als vielmehr das Empfinden, wie sich ein Körper anfĂ¼hlt. Bei Selbstporträts taste ich meinen eigenen Kopf ab und zeichne ihn blind in vielen Ăœberlagerungen. Bei anderen Körpern stelle ich mir vor, wie sie sich anfĂ¼hlen, und Ă¼bersetze diese Vorstellung in blindgezeichnete Linien. Dabei entstehen gefĂ¼hlte Linien, die durch "viszerale" Linien ergänzt werden – Linien, die keine symbolische Funktion erfĂ¼llen, sondern wie Krakeleien GefĂ¼hlsregungen ausdrĂ¼cken. Sie entstehen oft durch körperliche EindrĂ¼cke, wie das Hören von Meeresrauschen,wie das SpĂ¼ren des Windes oder als Erinnerungsspuren.
Ich arbeite Ă¼berwiegend mit Ă–lfarbe, die ich selbst aus Pigmenten und Ă–l herstelle. Meine Aquarellfarben mische ich ebenfalls selbst.

(Fotos: Kay Pinnow, Suse Bohse, Anja Schulz, Birgitte Munk, Meret Oppermann)
© 2024 Matthias Oppermann.
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